It Never Will Come Back

Liebe Homepagebesucher!

 

Zwischen den Jahren finde ich nun ein wenig Zeit, um im Rahmen der AskAngelikaAktion eine weitere Frage zu beantworten:

 

Was haben deine Eltern denn dazu gesagt, als du ihnen eröffnet hast, dass du die letzten zwei Jahre - die man normalerweise noch Zuhause lebt - in einem UWC College verbringen willst?

 

Es ist meiner Meinung nach ungeheuer wichtig, Eltern von Anfang an in diese Überlegungen einzuweihen und an dem eigenen Entscheidungsprozess teilhaben zu lassen. Sie sind mehr als nur Geldgeber sondern haben neben finanziellen Fragen bestimmt auch ein großes Interesse am Konzept der United World Colleges und werden sich leichter überzeugen lassen, wenn du als Bewerber gut verstanden hast, worum es sich bei den UWCs handelt und erklären kannst, warum du dich dafür begeistern kannst. Begeisterung ist sowohl was die Überzeugung der Eltern als auch das zu wünschende Bewerbungsgespräch angeht ganz wichtig!

 

Für mich war UWC eine Möglichkeit, mich schulisch weiter zu entwickeln und da meine Eltern besonders anhand meiner schulischen Leistungen aber auch durch meine eigenen Schilderungen des Unterrichtalltags sehen konnten, dass ein Abitur in Deutschland mich nicht an meine eigenen Grenzen treiben würde wie es eine Ausbildung im Ausland möglicherweise täte, haben sie den UWC Gedanken unterstützt. Es war immerhin auch meine Mutter, die mich auf UWC aufmerksam machte. Wichtig war besonders meinem Vater, dass ich ihn mit konkreten Zahlen und Fakten versorgen konnte. In Retrospektive würde ich ihn noch viel intensiver am Entstehungsprozess dieses Projektes und nicht nur während der Realisierungsphase einbeziehen.

 

Liebe Eltern: Natürlich ist die Vorstellung, einen Sechzehnjährigen ziehen zu lassen, und das mindestens zwei Jahre eher als geplant, zunächst einmal ungewohnt und vielleicht eher abschreckend. Machen wir uns nichts vor: mit dem Aufbruch in die UWC-Welt zieht man in den meisten Fällen langfristig aus. Damit geht die Sicherheit eines Zuhauses, der direkte Einfluss der Erziehungsberechtigen auf den Minderjährigen zu großen Teilen flöten. Und doch ist die Sorge, den Jugendlichen einer Welt ohne Halt und erwachsene Ansprechpartner auszusetzen, unbegründet. Ich habe regelmäßigen telefonischen Kontakt mit meinen Eltern und Probleme lassen sich immer auch mit Hausmentoren oder Betreuungslehrern besprechen. Am College in Norwegen stehen die Türen der meisten Lehrer immer offen. Zu meiner Mentorin kann ich zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen. Ich bin sicher, dass jeder Schüler eine erwachsene Vertrauenspeson findet, sollte ein lebenserfahrender Gesprächspartner nötig sein. Den Abstand, den man als Internatschüler zum Elternhaus über die zwei Jahre hin gewinnt, habe ich nicht unbedingt als negativ wahrgenommen, sondern immer wieder auch als bereichernd besonders im Hinblick auf Gesprächsthemen mit Eltern, Verständnis für einige der elterlichen Entscheidungen, die vorher eher unverständlich, rätselhaft und verstörend waren und auch was kritisches Überdenken der vermittelten Werte und das Bilden einer eigenen Meinung anbetrifft. UWC ist eine Herausforderung, an der Ihre Kinder wachsen werden und die Ihre Beziehung zu Ihren Kindern wahrscheinlich bereichern wird.

 

Meine Mutter schreibt im diesjährigen Jahresbrief, einem Kommentar zur derzeitigen Lebenssituation, den wir als Familienbrief an Freunde und Verwandte schicken, dass die Diskussionen mit mir herausfordernder und manchmal auch problematischer geworden sind. Die Perspektiven, von denen aus wir besonders internationale Themen wahrnehmen, haben sich voneinander entfernt. Ich berufe mich immer wieder auf Schilderungen von Klassenkameraden wohingegen meine Eltern besonders Fernsehnachrichten und Zeitungsberichte als Informationsquelle nutzen. Ich denke, dass all die Erfahrungen, die ich während der zwei UWC-Jahre sammeln darf, ungemein bereichern und einmalig sind. Sie machen Gespräche reichhaltiger, lassen mich emotional wachsen, lassen uns Schüler immer wieder Grenzen austesten und geben uns Mittel und Möglichkeiten, Problematiken von verschiedensten Perspektiven aus zu betrachten.

 

Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich sowohl finanziell als auch mental von meinen Eltern erfahren darf. Eine UWC-Erfahrung wird wohl erst dann vollständig, wenn man sich darauf verlassen kann, dass zuhause in Deutschland eine Gruppe Menschen vollständig hinter einem steht und einen so gut wie möglich auf dem Weg, den man geht begleitet.


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Kommentare: 1
  • #1

    Nita (Mittwoch, 18 Juli 2012 06:51)

    Good post dude