Sueño Mamá

Guten Morgen Welt! Die Nacht war lang, wenn auch nicht wirklich erholsam. Ja, das Gehirn verarbeitet Gedanken auch im Schlaf, aber die Gedankenzufuhr gestern Nacht überstieg die Verarbeitungskapazität. Und ich bin glücklich dabei. Jetzt ist es mitten am Vormittag und ich genieße es, für einige Minuten weder Bismarck noch Logarithmen vor meinen Augen tanzen zu sehen. Vielmehr möchte ich mit euch einige Gedanken zum sog. Bloggen teilen, die gestern im Englischunterricht während eines Referates aufgekommen sind.

 

Laut Universal McCann gab es im Jahr 2008 bereits 184 Millionen Blogger weltweit, also 184 000 000 Menschen, die sich auf virtuellen Tagebüchern einer noch größeren Leserschaft öffnen. Der Einfluss, den diese neue Informationsplattform auf andere Medien und somit auf Meinungsbildung hat, ist schwer zu erfassen. Eben weil die thematische Bandbreite von politischem bis zu Lifestyle reicht. Anders als in Printmedien, Hörfunk oder Fernsehen, wo zumindest größtenteils der Schwerpunk auf Informationsvermittlung liegt (oder liegen sollte), beabsichtigen viele Blogger nicht, gezielt ihre Meinung anzupreisen oder über etwas von öffentlichem Interesse zu berichten. Es geht ihnen viel mehr darum, sich einen Platz in dem unüberschaubaren Netzwerk "Internet" zu sichern. Es ist das altbekannte Sehen und Gesehenwerden- Spiel, das in allen Gesellschaften zum vertrauten Bild gehört. Die virtuelle Gesellschaft ist davon offenbar nicht ausgeschlossen. Inwieweit diese beiden Systeme coexistieren können, bis zu welchem Grad Menschen in beiden Welten auf Dauer bestehen werden, bleibt abzuwarten.

 

Ob beabsichtigt oder nicht, Blogs geben ein Bild von unserer Gesellschaft und besonders unserer Einstellung zu uns selbst wider, "posten" wir doch nur das, was wir zeigen wollen. Einen besonderen Wert gewinnt diese Art des Sich- Mitteilens, wenn sie einen Bezug zu Nachrichten hat, die uns auf seriöserem Weg erreichen. Blogger posten unabhängig von Richtig und Falsch und beleuchten Ereignisse so von einer Seite, über die wir Zeitungsleser uns vielleicht noch gar nicht im Klaren waren. Ein Beispiel sind die Blogs von Soldaten, die aus dem Irak wiederkamen und von dem berichteten, das sie gesehen und erfahren hatten. Diese individuelle Berichterstattung mag erst einmal wenig mit Kriegsstrategien oder politischen Konsequenzen zu tun haben, aber sie gibt uns die Möglichkeit, Stimmen zu hören, die im Gesamtbild vielleicht zu Unrecht irrelevant sind.

Außerdem bloggen mitlerweile viele Künstler und die meisten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und geben uns so eine weitere Quelle, die ihre Arbeit zugänglicher macht.

 

So viel zum aktuellen kritischen Denken.

 

Recht unkritisch nähere ich mich dem Mathebuch. In weniger als zwei Wochen sind die Examen und wer mich kennt, der weiß, dass ich keine von denen bin, die sich eine Aufgabe anschaut und die Lösung gleich ausspuckt. Als ich vorhin in der Mathestunde gefragt habe, ob wir eines dieser verflixten kleinen Details behalten müssten, hat mein Lehrer das Linial fallen lassen und den Mund kaum noch zu gekriegt. Auswendig? Nein, nein! Ihr müsst die Prinzipien verstehen. Schon wieder geht es um Prinzipien. Für mich ist Mathe aber eben Arbeit. Büffeln. Üben, Üben, Üben. Nicht weil ich den Lösungsansatz nicht verstehe, sondern weil er für mich nicht so offensichtlich ist, dass ich ihn gleich verinnerliche. Deswegen habe ich in den letzten Tagen und Nächten bestimmt 15 Stunden Mathe gelernt. Und wenn es nur für das Gefühl ist, gut vorbereitet zu sein.

 

Gestern hat unser IB-Koordinator den Prüfungsstundenplan veröffentlicht und ich bin erleichtert, gut davon gekommen zu sein. Weil ich meine Deutschprüfung im Sommer zuhause machen kann, bleiben mir nur 5 Fächer. Norwegisch und Englisch sind gleich am kommenden Freitag dran und darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Das Wochenende ist natürlich frei von Prüfungssituationen, Montag Abend schreibe ich Mathe. Ich bin froh, diese Klausur schnell hinter mir zu haben. Dienstag ist ebenfalls frei, Mittwoch kommen noch Geschichte und Bio. Das sind die Fächer, in denen man, wie Papa sagen würde "Dickes haben muss".

 

Wenn ich mir das durchlese, dann frage ich mich, was ihr wohl für ein Bild von meinem UWC-Leben bekommt. Neutral ist es natürlich nicht. Wie auch. Aber ich kann sagen, dass kritisches Denken und unkritisches Denken momentan schon ganz oben auf meiner Liste stehen. Hinzu kommt noch Leirskule, aber davon berichte ich an anderer Stelle. Jetzt ist es Zeit für ein Mittagessen. Anschließend habe ich ein Advisormeeting (das letzte mit den Secondyears, denn die sind in einem Monat tatsächlich schon abgereist. NOOIIINN) und später am Nachmittag Peertutoring. Das ist eine meiner neuen AGs, in der es darum geht, eine Art Nachhilfedienst für Mitschüler auf die Beine zu stellen. Jeder Schüler kann ab jetzt für Fragen in Biologie, Norwegisch oder Englisch zu mir kommen (wenn es wirklich sein muss auch Mathe. Langsam werde ich gut ;-). Das ist wirklich ein sehr hilfreiches System, das auch ich schon in Anspuch genommen habe. Es ist gut, in einer Schule zu leben, wo niemand die Augenbrauen zusammen zieht wenn Angelika eine Frage hat (meinen Mathelehrer Kip ausgenommen...).

 

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