Tell her about it

Ihr lieben!

Wieder ist eine Woche um, eine Woche voller Ereignisse, die kaum geschehen auch schon wieder von etwas neuem verdrängt werden. Neben einem Biologie- und einem Norwegischtest und der angemessenen Vorbereitung stand u. a. der Valentinstag auf dem Programm. Offensichtlich wird der Tag der Liebe besonders in afrikanischen Ländern groß gefeiert, während er in den Westeuropäischen Ländern konsumtechnisch mit Weihnachten und Muttertag zweifellos mithalten kann und so zu einer rein geschäftlichen Sache verkümmert. „There are fights on the streets. Men fighting for a woman, women showing their jealous and nasty side – it’s always a big event” (Nyima, Gambia) - da klingt etwas aufregend exotisches mit. Das ist UWC eben auch.

Und weil wir UWCler eben gerne feiern, wurde die traditionelle Valentinesshow wie jedes Jahr in der Hoegh veranstaltet. Damit einher ging ein Blinddate, für das man sich schon Wochen vorher eintragen konnte. Ich habe die Open Mic, eine richtige Stand-up Veranstaltung genossen. Es gab Kuchen, Kakao und Kerzenschein und mittendrin viele Küsse. Ein bisschen verloren habe ich mich da schon gefühlt ;-)

Ganz nebenbei ist der 14. Februar auch Neujahr in vielen asiatischen Ländern wie China und Sri Lanka. Als ich nachmittags irgendwann auf dem Weg zu Josies Zimmer war um mit ihr einen Film zu sehen, kamen hinter einer ungewohnt prächtig geschmückten Tür am Ende eines der Schülerflure verdächtige Geräusche herübergeweht. Nicht wissend was sich hinter der Tür verbarg, habe ich sie einfach mal geöffnet und stand recht ahnungslos dreinblickend auf einmal in den chinesischen Feierlichkeiten einer der Lehrerinnen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie im Icelandhouse in einem kleinen Apartment unmittelbar neben den Schülern lebt. So kam es also, dass ich in einige chinesische Essgewohnheiten eingeführt wurde. Einige Coyears waren auch da und haben auf einem Tischofen interessantes Essen geschmurgelt. Auf einer großen Leinwand liefen chinesische Neujahrsansprachen.

Den Film mit Josie habe ich dann aber doch noch gesehen. Zumindest haben wir „Becomming Jane“ angefangen, denn hier hat man nur selten genug Zeit für einen kompletten Film. Wir saßen auf einer Decke im Badezimmer, lehnten uns an die abgeschlossene Tür. Der Computer stand auf dem Mülleimer vor uns und somit wurde der Blick  von dem Klopapiervorrat an der gegenüberliegenden Wand auf Anne Hathaway und Co gelenkt. Wir wollten Josie Roommates nicht vom Lernen ablenken und in den Tagesräumen herrschte entweder grausiges Chaos oder geschäftiges Treiben. Bathroomparties (meistens mit nicht regelkonformem Verhalten gepaart) sind recht häufig geworden in den letzten Wochen, wir zwei hatten unsere private – ganz ohne zweifelhafte Nebenbeschäftigungen.

Ein anderes interessantes Ereignis dieser Woche waren die „Firstaidscenarios“. Das serbische Ersthelferteam, das bei den Weltmeisterschaften im Verarzten antreten wird ist seit einigen Tagen in Flekke und wird hier auf dem Schulgelände auf den Wettkampf vorbereitet. Schon seit einigen Jahren kommen immer wieder neue Mannschaften und seit Beginn dieser Ära sind die Serben immer Weltmeister geworden. Wir Schüler mimen mit großer Begeisterung (besonders bei den Theaterschülern) die Verletzten und werden dafür spektakulär herausgeputzt. Die Schminke, die wir uns gegenseitig aufkleistern ist fabelhaft und sehr langlebig, wie ich nach drei Duschen und einem Poolbesuch immer noch sehen konnte. Einmal war ich in einen Autounfall verwickelt und hatte ein Schleudertrauma mit Wirbelsäulenverletzung. Das andere Mal haben wir einer Freundin, die Norwegerin Alexandra, mit einer wachsähnlichen Masse ein Loch in der Brust präpariert. Ein Skistock hatte ihre Lunge durchbohrt. Ich, in Panik und um Hilfe rufend (auf Deutsch, das hat die Ersthelfer aber nicht aus der Ruhe gebracht) fiel während des Szenarios dann eine schneebedeckte Mauer herunter und landete recht unsanft im Tiefschnee. Mein Knöchel war reichlich blau und kalt war es, denn ich war ja vollkommen durchnässt. Brr. Gut, dass das serbische Team Decken und anderes Material mit dabei hatte.

Es hat unglaublich viel Spaß gebracht.

Die kommende Woche wird sicherlich ähnlich kalt und nass, denn am Sonntag fährt die gesamte Jahrgangsstufe in die Berge und fährt Ski. Wir werden permanent beschwört, auch ja die lange Unterwäsche einzupacken und viele Wollsocken mitzunehmen. Die meisten von uns werden in einem Hotel bleiben, aber ich schlüpfe in die Rolle eines Survivors und werde in einer nahegelegenen Hütte bleiben, in der es keine Elektrizität gibt. Wenn schon, denn schon!

An zwei Tagen werden wir Langlaufausflüge machen, an den anderen Tagen in Slalommanier die Berge runter sausen. Es ist jedoch klar, dass bei weitem nicht jeder hier schon je auf Skiern gestanden hat. Bei den Langlaufskiern zähle ich dazu. Aber wir werden gut angeleitet werden und die Secondyears schwärmen in einer Tour von diesen Tagen, die nun bevorstehen. Ich freue mich schon darauf!

Das waren wieder einige Highlights des UWC-Lebens. Ja, es gäbe noch so vieles mehr zu berichten. Und es ist nicht alles rosig. Schüler tendieren dazu, gegen Regeln zu verstoßen und so manche Privilegien zu riskieren. Und an einigen Tagen fühle ich mich auch einfach nur nicht verstanden und will den ganzen Tag über alleine sein. Dennoch ist es sehr bereichernd, hier zu sein. Es ist eine fabelhafte Erfahrung mit Höhen und Tiefen. Leben eben. 

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