Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus!

 

Heisann!

Tiefdruckgebiet Daisy versetzte in den vergangenen Tagen ganz Deutschland in Alarmstimmung. Es sollte massive Schneefälle geben, ja, sogar über Zustände wie im Katastrophenwinter 1978 wurde in den Medien spekuliert. Da ist es also nicht verwunderlich, dass meine Mutter und ich meine Rückreise nach Flekke terminlich etwas umstrukturieren mussten. Mein Flieger geht zwar nach wie vor erst am Sonntag Morgen, aber um nicht irgendwo auf dem Weg zum Flughafen einzuschneien, haben wir uns schon gestern auf den Weg gemacht und verbringen nun noch einen Tag bei meinem Großvater.

 

Ich blicke auf sehr schöne Weihnachtsferien zurück. Ich hatte die Möglichkeit, viele Freunde und auch Familie zu treffen, habe idyllisch und sehr entspannt Weihnachten gefeiert und sogar Besuch von einem Schulkameraden aus Lesotho gehabt. Es hat auch meinen Eltern sehr gut gefallen, auf diese Art und Weise einen noch lebhafteren Eindruck von meinen UWC-Erlebnissen zu bekommen. Vergangene Woche war dann auch noch Vincent da, der seit Sommer auf das UWC in Hongkong geht – das war ebenfalls ein tolles Highlight des vergangenen Monats.

Dass wir so früh schon aufbrechen mussten, war eine ziemlich spontane Entscheidung, die mich morgens noch im Bett überrumpelte. Dementsprechend hektisch fiel das erneute Packen meines großen roten Koffers aus, und nun stellt sich langsam heraus, was letztendlich vergessen wurde: Ein Taschenwärmer, ein karierter Collegeblock. Nunja, diese Verluste sind wohl verkraftbar. Der massive Schneefall der letzten Tage hatte allerdings auch sein Gutes: Der Winterschlussverkauf wurde vorverlegt, was es mir und meiner Mutter ermöglichte, warme Pullover und eine Skihose relativ preisgünstig zu erstehen. Der Kleiderberg in meinem ohnehin begrenzten Schrankraum am College wächst also. Außerdem neu dabei sind Hausschuhe, die man in der Mikrowelle anwärmen kann. Was für eine herrliche Erfindung. Mein Bücherbestand wird sich im neuen Halbjahr ebenfalls vermehren: Werke zu Verhaltensforschung und Kommunikation bieten eine willkommene  Abwechslung neben all den englischsprachigen Lehrbüchern.

Die letzten Tage in Deutschland habe ich viel gelesen: „Die Architekten“ von Heym sind ein sehr zu empfehlendes Werk, und meiner Oma konnte ich mit „Eve Green“ von Susan Fletcher nach „Die Bücherdiebin“ ein weiteres literarisches Schmankerl bieten.

Als klar wurde, dass die Abreise nun plötzlich näher war als erwartet, nutzte ich die Chance um noch ein paar alte Freunde auf einen Kaffee oder ein Frühstück in der Stadt zu treffen. Außerdem war ich immer mal wieder auch in meiner alten Schule, dem Ort, an dem Jugendliche in meinem Alter die meiste Zeit des Tages über am wahrscheinlichsten anzutreffen sind. Weil der akademische Schwerpunkt meiner Weihnachtsferien eindeutig auf dem Verfassen meines „World Literature Essays“ lag, stand ebenfalls ein Vieraugengespräch mit meinem ehemaligen Deutschlehrer auf dem Programm. Mit Hilfe einiger kritischer Leser ist es mir mittlerweile gelungen, Ibsens „Nora oder Ein Puppenheim“ und Achebes „Okonkwo oder Das Alte stürzt“ auf drei Seiten zu vergleichen. Wie erwartet bedurftees einiger Recherche, Zusatzliteratur und viel Organisation, bevor die vorläufige Endfassung dann auch geschrieben werden konnte. Mir macht das Formulieren mehr oder minder intelligenter Gedanken nach wie vor große Freude.

Morgen, wenn ich am Flughafen in Bergen zehn Stunden auf den Bus warten werde, der uns Schüler gesammelt zurück auf den Campus bringt, werde ich wohl oder übel die Zeit damit verbringen, zig Seiten über die russische Revolution 1917 zu lesen und im Bestfall ebenfalls Trigonometrie für den Mathetest am Montag wiederholen.

Nun setze ich mich mit Opa und meiner Mutter noch ein bisschen gemütlich ins Wohnzimmer. Die Norweger nennen das „Kvalitetstid“.

In diesem Sinne!

Eure Angelika

 

                       

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