Peace Train

 

God morgon!

Heute ist Samstag, es ist halb eins. Ich bin gegen halb zehn aufgestanden, bin den Morgen ganz gemütlich mit einem sehr ausgedehnten Brunch angegangen. Eigentlich hatte ich vor, wie schon letzte Woche ein bisschen Yoga zu machen, aber das Mädchen, das diese Samstagsaktivität ins Leben gerufen hat war leider nicht da. Es ist sehr entspannend und ein toller Tagesbeginn- oder Abschluss, Yoga zu machen. Es hilft ungemein, sich auf anstehende Arbeit zu konzentrieren oder gut einzuschlafen.

Heute scheint draußen die Sonne, die Blätter sind gelb und braun geworden - eigentlich mehr braun. Überhaupt werden die Farben hier am Fjord immer matschiger. In ein paar Wochen, so mein Advisor Angie, leben wir in einem Schwarzweißfoto. Die Dunkelheit und das Fehlen der Sonne machen müde und ein bisschen dizzy. Ich habe mich in den letzten Tagen mit Zufriedenheit auseinander gesetzt und probiere es jetzt mal auf eine buddhistische Methode: schlechte Gedanken dürfen sich gar nicht erst festsetzten. Ich will genauer beobachten, was ich eigentlich denke und Negatives dann sofort durch einen schönen Gedanken ersetzten. Das klappt bisher ganz gut. Gestern war wieder einmal Freitag, also auch der beste Abend der Woche: World-Today über Jemen und Snikkarbua. Am Nachmittag hätte ich eigentlich eine AG (Friday Ball Games in Dale) gehabt, aber mir war überhaupt nicht nach Badminton oder Basketball und so habe ich mir einfach mal einen freien Freitag gemacht, e-Mails geschrieben, mit Tea bei einer Tasse Café-Chocolat ein echtes Freundinnengespräch geführt, geschlafen, gelesen und schließlich beim Abendessen keine Orange mehr abgekriegt, weil irgendjemand zwei genommen hatte. Tss!

Weil ich ja in der World-Today AG bin, bin ich zu Anwesendheit bei allen Präsentationen verpflichtet und musste gestern auch dafür sorgen, dass die Mikros immer zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Sprecher sind. Leider war die sehr gute Präsentation über die Situation in Jemen sehr schlecht besucht und das merkte man natürlich an der Debatte, die recht zäh war. Wir haben zwei Schüler aus Jemen, die eindrücklich schildern konnten wie es zuhause bei ihnen aussieht. Auch die Schüler aus den USA konnten einiges beitragen. Viele der World-Today Debatten laufen langfristig auf eine Diskussion über Machtverteilung hinaus und Amerika ist oft Diskussionsstoff. Gestern war zudem noch „International Day of Action Against McDonald's“, ein Tag, der darauf aufmerksam machen will, dass transnationale Unternehmen wie McDonald’s extremen Einfluss auf wirtschaftliche und soziale Situationen in einigen Ländern haben. So war dann gestern auch Thema, ob McDonald’s (es wurde schnell zum Synonym amerikanischen Einflusses in Jemen) denn gerechtfertigt sei. Wie eigentlich fast immer, konnte die Debatte nicht zu einem Ende gebracht werden. Dennoch habe ich während dieser anderthalb Stunden mehr gelernt als in manchen Geschichtsstunden, während der wir gerade über den ersten Weltkrieg reden.

Nach World-Today habe ich spontan mal einen der Mathelehrer in Teachershill angerufen und gefragt, ob ich auf einen Tee vorbeikommen könne. Pete aus Kanada ist mit Maret verheiratet. Ich muss etwas weiter ausholen, um die Beziehungen hier klar zu stellen. Letzte Woche war ich mit Tory und Bjornar wandern. Das Wetter war fantastisch und mir war nach Bewegung. Am Freitag musste Bjornar an seinem Extended Essay arbeiten, aber am Samstag kam er dann und schlug vor, doch gleich nach Brunch gegen zwei los zu wandern. Es gibt hier mehrere Wanderwege. Wir nahmen den roten, der gleich hinter dem Rehabilitationszentrum in die Berge führt. Es ging ewig lange unendlich steil bergauf, wurde immer kälter und als wir dann die Baumgrenze überschritten hatten, lag oben Schnee. Es war sehr windig und kalt, und auf dem Weg nach unten haben wir Maret getroffen. Sie ist Deutsche, selbst Absolventin von RCN 1999 und mitlerweile Landärztin in Dale. Wir haben uns sehr gut verstanden und sie hat mich zu sich eingeladen. Dieser Einladung bin ich gestern Abend gefolgt. Es war schön, mal wieder ein wenig Deutsch sprechen zu können und ich habe mich unglaublich wohl gefühlt.

Gleich wandere ich mit vielen Freunden wieder Teachershill hinauf, denn wir wollen Naanbrote backen. Heute ist in Indien ein Lichterfest, und wir feiern das mit gutem Essen in der Kantine, müssen also 250 Naanbrote backen. Ich freue mich schon sehr darauf.

Fotos gibt es davon bestimmt auch noch!

Schulisch ist hier alles wie immer. Oft kann man am ABend sagen, dass es wohl wieder ein Tag im Leben eines IB-Schülers war, denn nichts besonderes ist passiert. Und doch ist das Leben hier so wunderbar!

Angelika

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lukáš (Donnerstag, 12 Juli 2012 15:34)

    Great info, thx