Strawberry fields forever

Hey folks!

So begrüßt mein Geschichtslehrer Rupert seinen Geschichts-LK jeden zweiten Morgen. Für mich ist der Geschichtsunterricht einer der spannendsten, aber auch der aufwändigste. 37 Seiten Handouts haben wir schon bekommen und die sind voller schwieriger Wörter, die maßgeblich zum Verständnis der Imperial Expansion of Germany beitragen. Es ist spannend, dass der Geschichtsunterricht so auf Deutschland fixiert ist.

Eine sehr arbeitsintensive Woche liegt hinter mir. Ich muss die Augen fest zusammenkneifen und die Stirn in ernste Falten legen um alles zu rekonstruieren.

Wie ihr an den Fotos sehen könnt, stieg hier am vergangenen Wochenende die Firstyearshow. Sie war die lang erwartete Antwort auf die Secondyearshow. Wir hatten nur knapp zwei Wochen Vorbereitungszeit. Dank guter Organisation und einer Menge rehearsals waren am Samstag aber 100 Schüler auf den Punkt vorbereitet und es hat einen riesen Spaß gemacht, zu performen.

Die Tango/Chachacaformation hatte kurz vor Knapp noch ganz schön zu kämpfen, denn einer der Herren hat sich seinen Fuß bei den Vorbereitungen verstaucht. Er wollte mit einem Tisch in der Hand ein Podest hochspringen....

Mein Partner hat außerdem Probleme gehabt, sich die Folgen einzuprägen, aber wir haben alles super glatt über die Bühne gebracht und wenn jemand in der ersten Reihe "This is my roommate" schreit, dann fühlt sich das schon gut an.

Die Acts waren sehr unterschiedlich. Wir hatten Sketches, Tanz, Gesang, Band und philosophisch komische Lyrik. Mein persönliches Highlight war eine Ballettperformance. Pure passion!!

 

Direkt nach der Firstyearshow stieg hier die zweite Cabinparty. Dieses Mal mit Alkohol und ich muss sagen, dass es mich ziemlich beeindruckt hat, wie sehr die Leute hier gegenseitig auf sich Acht geben.

 

Ein weiteres Highlight der Woche war Torys 18. Geburtstag. Geburtstage werden hier um Mitternacht im Aufenthaltsraum gefeiert. Wir Roommates haben am Tag vorher lecker gekocht und sie abends mit sehr gutem, würzigen Essen überrascht. Gewürze werden in der Kantine nur sehr zurückhaltend verwendet, damit niemand sich über versalzendes Essen beklagt. Das weckt den Hunger nach extrem scharfem oder anderweitig intensivem Essen. Ich habe alle Fotos, die wir als Raum gemeinsam gemacht haben gesammelt und ausgedruckt und ihr "on behalf of the room" eine große Geburtstagskarte gebastelt. Gegen Mitternacht wurde sie dann von ihren amerikanischen Mitschülern entführt und in den Fjord geschmissen, während wir im Dayroom Kerzen, Gebäck und Karten drapierten. Aus allen Häusern kamen hungrige Gratulanten und haben für sie gesungen. Eine Jungs legten noch eine Performance anderer Art hin... :D Wir hatten jedenfalls alle unseren Spaß.

Wie so oft während der vergangenen Tage wurde es sehr spät, bis ich endlich schlafen konnte.

Neulich saß ich bis in den frühen Morgen hinein mit Jesper aus Dänemark zusammen. Wir haben geredet und geredet und dabei völlig die Zeit vergessen. Es ist fantastisch wie die Zeit rasen kann wenn man Spaß hat. Freitag war wieder einmal Schülercafézeit, vorher hatten wir ein sehr gutes Worldtoday über Xenophobia, also Angst vor Immigration, in den skandinavischen Ländern. Anlass dazu waren die guten Ergebnisse fremdenfeindlicher Parteien während der "Bundestagswahlen" in Norwegen.

Auch der Freitagvormittag war besonders, denn wir hatten keinen Unterricht. Weil Lernen hier einen Großteil der Lebenszeit einnimmt, gibt es immer wieder Auszeiten, während derer der Schwerpunkt auf anderen Wissensgebieten als Geschichte und Biologie liegt. Ich habe von Tutoren eine Einführung in das Schreiben eines Essays bekommen. Die werden immer wichtiger und machen einen Großteil der IB-Note aus. Besonders in Geschichte werde ich wohl viele schreiben. Nicht zu beneiden sind die Philosophy-students, die sehr komplexe Aufsätze unter strengsten Regeln schreiben werden.

So liberal das System auch ist, in manchen Bereichen übersteigt die Bürokratie den Grad der Vernunft.

Dieynab zum Beispiel, meine Roommate aus Senegal, muss ihr komplettes Extended Essay (2 von 45 Punkten des IBs) neu schreiben, weil ein Lehrer nicht früh genug realisiert hat, dass sie es nicht in Französisch, ihrer Muttersprache schreiben darf, wenn sie diese Sprache als self-taught (kein Lehrer) belegt hat. Nun muss sie auf Spanisch umschwenken, sich ein neues Thema ausdenken und eine neue Frage, die sie bearbeiten will. Alle Schüler haben seit dem Beginn der Sommerferien an diesen Aufsätzen gearbeitet. Sie gleichen kleinen Doktorarbeiten und wegen eines dummen Fehlers muss sie nun in einem Vierteljahr die ganze Arbeit neu machen. Die finale Version muss Anfang Dezember eingereicht werden...So etwas macht mich irgendwie wütend.

 

Mein Referat für Englisch ist sehr gut gelaufen, genau wie mein Assignment über "Lesen und Bücher" als literarisches Element in Hemingway's Kurzgeschichten "Up in Michigan" und "Cat in the Rain".

Morgen schreibe ich Norwegisch und Biologie und ich habe das ganze Wochenende über gelernt. Außerdem bewerbe ich mich für einen viertägigen Austausch mit einer internationalen Schule in Genf im Februar, und die Deadline für meinen Aufsatz, der begründet warum gerade ich genommen werden sollte, ist morgen um 18 Uhr.

Ich treffe mich gleich mit Jesper, damit er mir beim Formulieren hilft und vielleicht sogar ein oder zwei gute Argumente aus dem Hut zaubert...

 

Des Weiteren lässt sich noch berichten, dass mein Norwegisch große Fortschritte macht. Ich habe viel Kontakt mit den Nordics am College und übersetze mit den Norwegern Songtexte von Englisch nach Norwegisch, von Norwegisch nach Deutsch usw.

Überraschend viele Schüler hatten Deutschunterricht. Warum bieten Schulen eher Deutschunterricht als Spanischunterricht an?

Vielleicht weil die Deutschen fleißige Touristen sind....

 

Meine heutige Teeweisheit (Jesper hat sie gestern per Zufallswahl aus meiner Teedose gezaubert): Glücklichsein ist Geburtsrecht jedes Menschen.

 

Ciao ciao

 

 

 

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